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Hochkarätige Tagung der Universität zu Religionsunterricht an Schulen

Stakeholder und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Sachen Religionsunterricht trafen sich in Innsbruck, um miteinander über zukunftsfähige religiöse Bildung ins Gespräch zu kommen. Dabei waren Verantwortliche der Schulämter, der Aus-, Fort- und Weiterbildung, der Religionsgemeinschaften, Religionslehrerinnen -und lehrer sowie Studierende.

Innsbruck, 5.12.2017
Beitrag: Gerhard Egger / Foto: UNI Innsbruck, Hochrainer

 

Das Institut für Praktische Theologie und das Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck veranstalteten Anfang Dezember eine Tagung zum Thema Zukunftsperspektiven für den konfessionellen Religionsunterricht in Österreich. Neben den Vortragenden Prof. i.R. Dr. Dr. h. c. Norbert Mette (Dortmund), Vizerektor Mag. Dr. Thomas Krobath, MAS (KPH Wien/Krems), Univ.-Prof.in Dr.in Martina Kraml (Innsbruck), Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini (Innsbruck), Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees (Innsbruck), Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Lehner-Hartmann (Wien) und Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Weirer (Graz) waren auch VertreterInnen und PädagogInnen der staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft geladen.

 

Wertigkeit des konfessionellen Religionsunterrichts

In einer säkularisierten Welt dürfen die Religionen nicht an den Rand gedrängt werden. In den Diskussionen wurde der Mehrwert religiöser Bildung als eine wichtige Facette der Allgemeinbildung hervorgehoben. Religiöse Bildung gilt als wesentlicher Beitrag zu demokratischem Denken und Handeln. Die Bedeutung und das Bildungspotential des konfessionellen Religionsunterrichts und die religiöse Vielfalt in Österreich muss vermehrt sichtbar gemacht werden. Dazu bräuchte es mehr inner- und außerschulische Räume und Anlässe für interreligiöse Begegnungen unter Einbindung der Menschen ohne Konfession.

 

Wo liegt der Bildungsauftrag?

Das österreichische Religionsgesetz sieht derzeit den religiösen Bildungsauftrag ausschließlich bei den anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften. Wenn es jedoch um multireligiöse Wissensvermittlung geht, ist der Staat gefordert. Denn derzeit kann sich der vom Religionsunterricht abgemeldete Teil der SchülerInnen ohne Konsequenz der religiösen Bildung entziehen, da es als Pendant keinen verpflichtenden Ethikunterricht gibt. Dass der Staat dabei säumig ist, vertritt auch der Europarat, der interreligiöses Verständnis als Bildungsauftrag dem Staat zuteilt. Diesbezüglich müssen Gespräche auf höchster Ebene, innerkirchlich auf der Bischofskonferenz bzw. dem katechetischem Direktorium und anderen Gremien der Religionen und politisch auf Ebene der zuständigen Ministerien laufen. Aus der Perspektive der SchülerInnen geht ein hochwertiger Bildungsinhalt verloren, wenn interreligiöse Bildung nicht angeboten wird. Es bedarf auch einer relativen Öffnung des konfessionellen Religionsunterrichts, auch das Angebot als Freigegenstand, damit konfessionslose und andersgläubige in freier Wahl einen solchen Unterricht besuchen können.

 

Was können Schulen und Religionen tun?

Auf Seiten der Religionen muss eine begegnungsoffene Identität entwickelt werden. Es müssen herabwürdigende Prozesse anderen Religionen gegenüber abgestellt und die Bereitschaft auf Kooperationen im Religionsunterricht gefördert werden. Es geht immer um das Wohl der Kinder und Jugendlichen und deren Entwicklung zu freien, selbständigen Menschen, die ihre Religion selbst wählen können. Dazu bedarf es der LehrerInnenfortbildung in interreligiöser Kompetenz, nicht nur in Religion, sondern auch in Gegenständen, wie Geschichte, Deutsch oder Geographie. An Schulen sollen orientierungs- und kommunikationsfördernde Projekttage und Begegnungstage zum Thema Religionen angeboten werden. Kleinere Religionen dürfen dabei nicht benachteiligt werden. Auch sollten ihre eigenen Organisationsmodelle anerkannt werden.

 

Resümee der Tagung

Die Tagung hat gezeigt, dass es in unserer pluralistischen Gesellschaft notwendig geworden ist, Prozesse anzudenken, wie in Zukunft ein konfessioneller und ein multi- oder interreligiöser Unterricht in einer Form geführt werden kann, die einerseits eine gefestigte religiöser Identität und andererseits ein wertvolles Wissen über Religionen vermitteln kann.

 

v.l.n.r. Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Weirer, Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini, Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Lehner-Hartmann, Prof. i.R. Dr. Dr. h. c. Norbert Mette, Univ.-Prof.in Dr.in Martina Kraml, Mag. Dr. Thomas Krobath, MAS, Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees