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Evangelische Kirche

Die Evangelische („protestantische“) Kirche ist ein Zweig des Christentums

Das Christentum gibt es seit fast 2000 Jahren – genauer: seit dem Jahr 30 nach der Zeitenwende. Die christliche Kirche hat ihre Wurzeln im Judentum, denn sie geht auf die Lehren des jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazareth zurück, der um die Zeitenwende im heutigen Israel lebte, predigte und heilte. Er hatte eine große Anhängerschaft, doch es war eine politisch brisante Zeit unter der römischen Besatzungsmacht, von der er dann im Jahr 30 in Jerusalem als potentieller Unruhestifter verurteilt und am Kreuz hingerichtet wurde. Aber nach dem Zeugnis vieler Menschen ist er aus dem Tod auferstanden und als lebendige, geistige Kraft für alle erfahrbar, die sich seiner Gegenwart öffnen möchten.

 

Wie kam es zur Entstehung der Evangelischen Kirche?

Die Evangelische (oder auch protestantische) Kirche hat sich im 16. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum als christliche Reformbewegung aus der katholischen Kirche heraus zu einer eigenen christlichen Richtung entwickelt: Verschiedene Reformatoren, besonders der katholische Priester und Theologe Martin Luther, wollten die christliche Kirche wieder zu der ursprünglichen Botschaft des Evangeliums zurückzuführen: zur Botschaft von Gottes Liebe und Barmherzigkeit.

Obwohl Luther eigentlich keine eigene Kirche gründen wollte, kam es doch dazu, weil seine Auffassungen als Angriff auf bestehende Autoritäten verstanden wurde und es zu einem Bruch mit der römisch-katholischen Kirche kam.

 

Woran glauben evangelische Christen?

So wie alle Christen glauben die Evangelischen an den einen Gott, der in den heiligen Schriften der Bibel bezeugt ist, und der sich auf dreifache Weise zeigt: als schöpferisches Prinzip des Lebens, in seiner menschlichen Seite in der Person von Jesus Christus, und als geistige, spirituelle Kraft. Das wird im ältesten überlieferten Glaubensbekenntnis ausgedrückt als Glaube an Gott „Vater, Sohn und heiliger Geist“. Christen glauben daran, dass Jesus von Nazareth der erwartete Messias war, der gekommen ist, um den Menschen Gottes Liebe und Barmherzigkeit nahezubringen und sie Frieden und Versöhnung zu lehren.

Ein Kernsatz evangelischen Glaubens ist die „Rechtfertigungslehre“, die besagt, dass wir uns ein erfülltes Leben in Gemeinschaft mit Gott und die Befreiung aus der Verstrickung in Schuld und Sünde nicht durch religiöse Leistungen verdienen müssen und können, sondern dass uns das von Gott geschenkt wird. Unser Glaube ist die Antwort, mit der wir dieses Geschenk vertrauensvoll annehmen und im Leben umzusetzen versuchen.

Evangelische Christen glauben, dass wir Menschen zum Ebenbild Gottes geschaffen sind und leiten daraus die Würde jedes Menschen ab. Gleichzeitig haben sie den Auftrag, dementsprechend zu leben und sich für Gleichberechtigung, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen – im privaten Leben und in den christlichen Gemeinden.

 

Was ist typisch für die evangelische Kirche?

Typisch für die evangelischen Kirchen ist ihr demokratischer Aufbau: alle kirchlichen Ämter werden durch Wahlen besetzt, Geistliche und Laien, Männer und Frauen, Hauptamtliche und Ehrenamtliche übernehmen gemeinsam Leitungsfunktionen und treffen Entschei-dungen. Dies betrifft organisatorische wie auch religiöse Fragen.

Die Evangelischen sind in mehreren Einzelkirchen organisiert, deshalb gibt es auch kein generelles kirchliches Oberhaupt wie einen Papst oder Metropoliten, und deshalb lässt sich auch keine allgemeingültige Aussage darüber machen, was „typisch evangelisch“ ist – außer vielleicht die Beobachtung, dass innerhalb der evangelischen Kirchen die Vielfalt an Meinungen und Auffassungen offen gelebt und ausgehalten wird.

 

Ein wichtiger Satz für evangelische Christen ist…

„Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!“ (Lukasevangelium 6,11)

 

Wichtige Tage für evangelische Christen sind…

Weihnachten, das Fest der Geburt von Jesus: am 25.Dezember, wird meist schon am 24.12. als „Heiliger Abend“ gefeiert

Karfreitag, der Freitag vor Ostern: Gedenktag an den Kreuzestod von Jesus

Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten: am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes und der Geburtsstunde der Kirche – 49 Tage nach Ostern

 

Wie gestalten evangelische Christen ihre Gottesdienste?

An Sonntagen und kirchlichen Feiertagen werden in den Gemeinden Gottesdienste gefeiert unter der Leitung von hauptberuflichen Pfarrern oder Pfarrerinnen bzw. von ehrenamtlichen Lektoren und Lektorinnen. Der Ablauf folgt einer Liturgie mit Gebeten, gemeinsamen Liedern und biblischen Texten, die für unsere heutige Zeit ausgelegt werden („Predigt“). Die heiligen Schriften der Bibel sind Glaubensgrundlage und dementsprechend hat das Bibelstudium und die Auslegung der Texte einen sehr hohen Stellenwert. An bestimmten Sonntagen wird das heilige Abendmahl gefeiert, bei dem gemäß dem Auftrag von Jesus Christus Brot und Wein (bzw. Traubensaft) in der Gemeinschaft mit ihm und miteinander geteilt wird.

Wie leben evangelische Christen ihre Religion im Alltag und was ist ihnen heilig?

Im Alltag versuchen evangelische Christen, den Auftrag von Jesus Christus für Frieden und Nächstenliebe in die Tat umzusetzen und so den Alltag zu heiligen.

Es gibt in der evangelischen Kirche zwei heilige Zeichen, „Sakramente“, in denen die Gläubigen in besonderer Weise die Nähe Gottes erfahren. Beide hat Jesus Christus selbst vollzogen und den Auftrag für ihre Fortführung gegeben, so dienen sie der Verbindung mit Jesus Christus und der Stärkung des persönlichen Glaubens und der christlichen Gemeinschaft

1.die Taufe: Sie ist ein einmaliges Geschehen, mit dem man feierlich in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen wird. Man kann als Kind oder als Erwachsener getauft werden.

2: das heilige Abendmahl: Bei dieser sakralen Mahlfeier werden Brot und Wein in Gemeinschaft miteinander geteilt und das Geheimnis der Gegenwart des auferstandenen Christus gefeiert.

 

Welche wichtigen Richtungen gibt es im Christentum allgemein und in der evangelischen Kirche im Besonderen?

Das Christentum gleicht einem Baum mit vielen Zweigen: neben dem evangelischen (oder auch protestantischen) und dem römisch-katholischen Zweig gibt es den anglikanischen, weitere katholische, es gibt orthodoxe, orientalische, freikirchlich- evangelikale und andere christliche Zweige.

Auch innerhalb der evangelischen Kirche gibt es unterschiedliche Strömungen, die sich vor allem in der Art der Auslegung der Bibel oder in der Schwerpunktsetzung ihrer Gemeindearbeit unterscheiden. 

Wie ist die Situation der Evangelischen Kirche in Tirol heute?

In Österreich ist die Evangelische Kirche eine Minderheitenkirche, der nur ca. 3,5% der Bevölkerung angehören. Das hat religionspolitische Gründe: Im 16. Jahrhundert verbreite-ten sich die reformatorischen Gedanken schnell von Deutschland aus nach Österreich und wurden von großen Teilen der Bevölkerung aufgenommen. Doch das Kaiserhaus der Habsburger duldete keine andere christliche Richtung außer der katholischen und durch Verfolgungen und Vertreibungen der Protestanten wurde der anfänglich große evangeli-sche Bevölkerungsanteil stark minimiert – besonders in Tirol. Erst nach dem Toleranzpatent von Kaiser Joseph II.im Jahre 1781 konnte sich die evangelische Kirche in Österreich wieder entfalten. In Tirol dauerte es allerdings noch weitere 100 Jahre, bis evangelische Gemeinden in Meran und Innsbruck gegründet werden durften. Das Protestantengesetz (Bundesgesetz von 1961) regelt die Zusammenarbeit von Kirche und Staat, wie zum Beispiel den Religionsunterricht an Schulen oder die Klinik- und Gefängnisseelsorge.

Zur Zeit gibt es im Raum Innsbruck etwa 6000 evangelische Christen, die sich auf zwei Pfarrgemeinden aufteilen. Mit der römisch-katholischen Mehrheitskirche besteht heute im Tiroler Raum und besonders in Innsbruck auf vielen Gebieten eine unkomplizierte und wertschätzende Zusammenarbeit: in Schulen und in der Erwachsenenbildung, in Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge, im diakonischen (karitativen) Bereich, und mit den Pfarrgemeinden und ihren Leitungen.

Kontakt & Ansprechpartner in Innsbruck

Offiziell:
Evangelische Superintendentur für Salzburg und Tirol
Rennweg 13, 6020 Innsbruck
E-mail: salzburg-tirol@evang.at
Tel: (+43) 0512 588 824

Für die Multireligiöse Plattform:
Pfarrerin ASSUNTA KAUTZKY
Tel: (+43) 0699 188 775 33
E-Mail: assunta.kautzky@auferstehungskirche.at

Superintendentialkurator-Stellvertreterin Dr. Heide Streicher
E-Mail: heidestreicher@aon.at

 

Versammlungsorte in Innsbruck:

Es gibt in Innsbruck zwei evangelische Gemeinden (mit mehreren Predigtstationen):

Christuskirche:
Martin-Lutherplatz 1
6020 Innsbruck (im Saggen)

mit der Predigstation:
Technikerstraße 50
6020 Innsbruck
Tel: (+43) 0512 588 471
E-mail: pfarramt@innsbruck-christuskirche.at

Auferstehungskirche:
Gutshofweg 8
6020 Innsbruck (in der Reichenau)
www.auferstehungskirche.at/

Außerdem gibt es Klinik-und Gefängnisseelsorge, Altersheimseelsorge, eine evangelische Schule (Montessori), ein Heim für Studierende und mehrere diakonische Einrichtungen, unter anderem im Rettungs- und Krankentransportwesen (Johanniter Unfallhilfe) und in der Flüchtlingshilfe (Diakonie Flüchtlingsdienst).

Mehr zur evangelischen Kirche in Innsbruck:

http://www.auferstehungskirche.at/

http://www.innsbruck-christuskirche.at/